Herr Bödeker
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Unternehmen in Niedersachsen - Profiling
Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN)
Profiling in Niedersachsen
Die Organisation unternehmerischer Tätigkeit in weit verzweigten Konzernen, den Unternehmensgruppen, mit zahlreichen Gesellschaften (rechtlichen Einheiten) besitzt in der niedersächsischen Wirtschaft eine hohe Relevanz. Denn zahlreiche Unternehmen verselbständigen die für ihre Kernaufgabe erforderlichen Tätigkeiten und Faktoren, zum Beispiel Maschinen, Immobilien oder die Erstellung von Vorprodukten in rechtlich eigenständigen Gesellschaften. Eine Abgrenzung der Wirtschaftsstruktur, sprich der Branchen, auf Basis der tatsächlichen Marktteilnehmer kann der Unternehmensstrukturstatistik nur gelingen, sofern diese auch die organisatorische und wirtschaftliche Zusammengehörigkeit von Gesellschaften in Unternehmensgruppen umfassend berücksichtigt. Dieses Verständnis bildet den Kern der EU-Unternehmensdefinition. Das Erkennen dieser wirtschaftlichen und organisatorischen Zusammenhänge ist die Aufgabe des Profiling in der Statistik.
Die EU-Unternehmensdefinition
In der amtlichen Unternehmensstrukturstatistik ist das Unternehmen eine zentrale Darstellungseinheit. Bislang ist das Unternehmen in der deutschen amtlichen Statistik definiert als kleinste rechtlich selbständige Einheit, die Bücher führt. Entsprechend wird jede GmbH, jedes Einzelunternehmen und jede AG als eigenständiges Unternehmen aufgefasst und in den statistischen Ergebnissen berücksichtigt:
Demgegenüber definiert die EU-Einheitenverordnung das Unternehmen als kleinste Kombination rechtlicher Einheiten, die eine organisatorische Einheit zur Erzeugung von Waren und Dienstleistungen bildet und über eine gewisse Entscheidungsfreiheit verfügt. So kann ein Unternehmen aus mehreren rechtlichen Einheiten bestehen und nicht jede einzelne rechtliche Einheit stellt ein Unternehmen im Sinne der Statistik dar:
Die Anwendung der EU-Unternehmensdefinition kann die Aussagekraft der Statistik verbessern, da sie zu einer Abbildung der Wirtschaftsstruktur auf Basis der Marktteilnehmer führt. Dies geht mit einer realitätsnäheren Darstellung der Branchenstruktur einher.
Das Profiling als Methode in der Strukturstatistik
Das ‚Profiling‘ ist ein Verfahren zur Analyse der rechtlichen und operationalen Struktur sowie der Rechnungslegungsstruktur einer Unternehmensgruppe auf nationaler und internationaler Ebene. Dadurch sollen die statistischen Einheiten innerhalb der Gruppe und die Verbindungen zwischen ihnen sowie die effizientesten Strukturen zur Sammlung statistischer Daten ermittelt werden. Den Ausgangspunkt des Profiling bildet die Unternehmensgruppe (Konzern), deren Zusammenhänge sich über Kontrollbeziehungen definieren. Ausgehend hiervon (Top-Down) wird untersucht, inwieweit innerhalb der Unternehmensgruppe (Konzern) eigenständige Unternehmen im Sinne der EU-Unternehmensdefinition identifiziert werden können. Dies ist gegeben, wenn einzelne Gesellschaften oder mehrere Gesellschaften gemeinsam eigenständig, autonom am Markt auftreten. Autonomie liegt vor, wenn die folgenden drei Kriterien zusammen erfüllt sind:
- Buchführung
- Koordinierte Geschäftsführung
- Marktorientierung
Folgende Profiling-Verfahren finden in Niedersachsen Anwendung:
- Manuelles Profiling: bei großen und komplexen Unternehmensgruppen
Identifizierung der statistischen Unternehmen mittels Desktop-Recherche und ggf. Konzernbesuch (Intensive Profiling)
- Automatisches Profiling: bei kleinen und weniger komplexen Unternehmensgruppen
Maschinelle Identifizierung der statistischen Unternehmen
Die Ergebnisse werden als Strukturen in das Unternehmensregister eingespielt.
Ausführliche Informationen finden Sie im Artikel "Unternehmensgruppen im Fokus – Profiling in der amtlichen Statistik" aus dem Statistisches Monatsheft 10/2019 des LSN.