Armutsgefährdungsquote in Niedersachsen im Jahr 2009 rückläufig
Pressemitteilung des Landesbetriebes für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen
Datum: 27.08.2010
Nummer: 55/10
Hannover. Die Armutsgefährdungsquote lag im Jahr 2009 bei 14,6 % und um 0,1 Punkte unter dem Stand des Jahres 2008. Trotz der Wirtschaftskrise stieg zugleich die Reichtumsquote von 7,1 auf 7,4 %. Wie der Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) mitteilte, bestätigte sich damit eine Trendwende der letzten Jahre: Die Armutsgefährdungsquoten waren bis zum Jahr 2005 jährlich gestiegen, und die Schere zwischen arm und reich ging immer weiter auf. 2005 lag die Quote bei 15,1 % und damit 0,5 Prozentpunkte höher als 2009.
Nach internationalen Konventionen gelten diejenigen Menschen als armutsgefährdet, die mit weniger als 60 % des mittleren monatlichen Nettoeinkommens auskommen müssen. Als reich gelten umgekehrt diejenigen Menschen, die über mehr als das Doppelte des Durchschnittseinkommens verfügen. Die Berechnung der Armutsgefährdungsquoten wird von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder gemeinsam vorgenommen. Grundlage der Berechnung sind die Ergebnisse des Mikrozensus.
Trotz des Rückganges der Quote lebten 2009 in Niedersachsen 1 148 000 Menschen, in etwa jeder 7. Einwohner, unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle. Umgekehrt galten 582 000 Menschen als relativ reich. Die Armutsrisikoschwelle lag 2009 bei 790 Euro (2008: 768 Euro). Das durchschnittliche Nettomonatseinkommen stieg von 1280 auf 1317 Euro. Die Steigerung um 2,9 % lag deutlich über der Inflationsrate von 0,4 %.
Besonders stark von Armut bedroht sind weiterhin Alleinerziehende und ihre Kinder (41,5 %), große Familien mit drei und mehr Kindern (24,7 %), Erwerbslose (52,9 %), Geringqualifizierte (36,0 %) und Menschen mit Migrationshintergrund (29,7 %). Erfreulicherweise ging bei den meisten der Risikogruppen die Armutsgefährdung zurück, und zwar um 1,6 Prozentpunkte bei den Migranten, 3,3 Punkte bei den Erwerbslosen, 0,8 Punkte bei den Alleinerziehenden und sogar 3,7 Punkte bei den Familien mit drei und mehr Kindern. Dagegen stieg die Armutsgefährdungsquote bei den Geringqualifizierten leicht um 0,1 Punkte. Die Altersarmut der über 65-Jährigen stieg hingegen von 12,0 auf 12,4 % an. Diese Quote liegt aber mit einem Abstand von 2,2 Punkten weiterhin deutlich niedriger als die durchschnittliche Armutsgefährdungsquote.
Während die Armutsgefährdungsquote in Niedersachsen leicht zurückging, stieg sie bundesweit von 14,4 im Vorjahr auf 14,6 % im Jahr 2009. Auch bundesweit liegt dieser Wert knapp unter dem Ergebnis von 2005. Seinerzeit lag die Quote bei 14,7 %, fiel dann auf 14,0 % 2006, um danach wieder leicht anzusteigen.
Im Vergleich der Bundesländer nimmt Niedersachsen einen Mittelplatz ein. Die höchsten Armutsgefährdungsquoten gibt es in den Stadtstaaten Hamburg (18,0 %) und Bremen (15,9 %). In Hamburg gibt es auch die höchste Reichtumsquote von 10,2 %. In den ostdeutschen Flächenländern liegen die Armutsgefährdungsquoten ebenso wie die Reichtumsquoten insgesamt niedriger als in den westdeutschen Ländern.
Armut tritt besonders stark in den großen Städten auf. Die Landeshauptstadt Hannover weist eine Armutsgefährdungsquote von 20,2 % auf. Das ist die höchste Quote in Niedersachsen und auch die höchste Quote aller deutschen Großstädte. Im Westen Niedersachsens gibt es relativ niedrige Armutsquoten. Sie liegen bei 12,8 % in Ostfriesland und im Raum Oldenburg und bei 13,1 % im Raum Osnabrück.
Weitere Informationen können Sie den als kostenfreien Download bereitstehenden drei Tabellen entnehmen. Ausführliche Informationen gibt es im Internet unter www.amtliche-sozialberichterstattung.de.
Methodische Hinweise
Alle hier vorgelegten Daten basieren auf dem sogenannten „Regionalkonzept“. Bei der Berechnung von Armutsgefährdungsquoten muss grundsätzlich entschieden werden, ob man diese Quoten auf Basis bundeseinheitlicher (Nationalkonzept) oder regionaler (Regionalkonzept) Durchschnittseinkommen und davon abgeleiteter Armutsrisikoschwellen (60 % des Medians) berechnet. Die amtliche Statistik berechnet für die Bundesländer und tiefer gegliederte Regionaleinheiten, z.B. Regierungsbezirke und Großstädte, beide Werte. Berechnet man Armutsgefährdungsquoten auf Basis eines bundesdurchschnittlichen Einkommens, sind die Daten der verschiedenen Regionen auf den ersten Blick besser miteinander vergleichbar.
Die Durchschnittseinkommen differieren aber nicht nur zwischen den einzelnen Personen, sondern auch sehr stark zwischen den Regionen Deutschlands. Diese regionalen Einkommensunterschiede werden zu erheblichen Teilen aber, wie aktuelle amtliche Studien ergaben, durch unterschiedliche Preisniveaus ausgeglichen. Ein Euro hat in Ostfriesland eine erheblich höhere Kaufkraft als in München, Frankfurt oder Stuttgart. Vor allem durch höhere Mieten werden die nominell höheren Einkommen in den prosperierenden Zentren zum Teil mehr als ausgeglichen.
Im Ergebnis führt dies dazu, dass regionale Armutsquoten, die nach dem Nationalkonzept berechnet wurden, die Armut in Regionen mit relativ hohen Einkünften stark unterschätzen und sie andererseits in Regionen mit relativ niedrigen Einkünften stark überschätzen. Die Armutsanalysen des LSKN basieren daher ausschließlich auf den nach dem Regionalkonzept berechneten Quoten. Die nach dem Nationalkonzept berechneten Quoten stehen im Internet (www.amtliche-sozialberichterstattung.de) aber gleichfalls zur Verfügung.
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